Wie alles begann…
Im Frühjahr 2014 in Viersen, einer Stadt am Niederrhein:
Roland ist Schreinermeister mit Leib und Seele und der „Vater“ der Bunten Menschen. Ihn bewegte seit Langem die Frage, was Menschen mit Informationen machen, die sie bekommen, und vor allem, was sie mit Informationen machen, die sie nicht bekommen. Das brachte ihn auf eine Idee und zu einem Experiment.
Er kreierte eine Information, mit der man eigentlich nichts anfangen konnte, und wollte wissen, wie Menschen darauf reagieren.
Die Figur des Bunten Menschen war geboren. Sie war ideal für sein Experiment.
In Nacht- und Nebelaktionen stellte Roland in regelmäßigen Abständen 200-300 Bunte Menschen im Viersener Stadtgebiet auf. Es dauerte nicht lange und die sozialen Medien bekamen Wind von den Aktionen. Auch die ortsansässige Presse wurde neugierig. Was bedeutete das? Mehr und mehr Gerüchte kamen in Umlauf. Man hätte nachts und frühmorgens einen grauen Lieferwagen bei den Figuren gesehen. Einige Leute vermuteten, dass die Bunten Menschen, die an einer Schule standen, von einem Viersener Schreiner stammten könnten.
Roland war sich sicher, dass die Bevölkerung ihn in Nullkommanichts enttarnen würde. Darum ersann er ein Ablenkungsmanöver. Er vergrößerte seinen Aktionsradius. Er stellte die Figuren nicht mehr nur im Viersener Raum auf, sondern fuhr z.B. nach Köln und stellte die Figuren in die Rheinwiesen oder in der Eifel auf diverse Wanderwege. Der größere Aktionsradius erforderte mehr Verbündete. Roland weihte Freunde und Bekannte ein, die vor hatten, auf Urlaub zu fahren. So kam es, dass auf einmal Fotos der Bunten Menschen in Schottland, Österreich oder auf der Queen Mary auftauchten. Niemand dachte mehr an den Schreiner aus Viersen. Die sozialen Medien spekulierten, dass dies das Werk eines belgischen Künstlers wäre. Oder aber, dass die Stadtverwaltung mit der Aktion auf Brennpunkte hinweisen wollte. Oder, dass die Figuren mit diversen Kunstveranstaltungen zu tun hätten. Roland und sein Team schmunzelten über alle Vermutungen der Bevölkerung und freuten sich, dass die Aktionen so viele Reaktionen hervorrief. Seine Bunten Menschen waren überall gegenwärtig: Sie reisten in ferne Länder, standen in öffentlichen Anlagen, begleiteten Stadtfeste, besuchten Rockkonzerte… Weihnachten trugen sie rote Mützen, während des Karnevals eine Narrenkappe, Ostern Eier unterm Arm und ständig wechselten sie ihren Platz. Bald schon waren Roland und sein Team nicht mehr in der Lage genügend Bunte Menschen aufzustellen, denn sie wurden von Fans eingesammelt und mitgenommen.
Zum einjährigen Geburtstag der Bunten Menschen im Frühjahr 2015 lüftete Roland sein Geheimnis. Er schrieb eine Pressemitteilung und erzählte seine Geschichte.
Jetzt begann ein wahrer „Run“ auf die Bunten Menschen und jeder wollte Roland interviewen und die wunderbare Geschichte der Bunten Menschen hören.
Die Frage, was Menschen mit der Information machten, war für Roland jedenfalls beantwortet. Seine Aktion hatte ausschließlich positive Reaktionen hervorgerufen. Die Aktion Bunte Menschen war damit nicht beendet. Sie beginnt erst jetzt. Roland hofft darauf, dass die Bunten Menschen ein festes Symbol für menschliche Vielfalt, Freiheit und Toleranz werden.