Jetzt wurde das Geheimnis gelüftet. Hinter den „bunten Menschen“ steckt Roland Ehlen. Im beschaulichen Süchteln betreibt er seit 1995 eine Schreinerei. Bei seiner Aktion hatte er mehrere „Komplizen“: In den Unternehmen von Wilfried Grieger und Michael Höflich wurden die bunten Menschen gedruckt und gestanzt. In der eigenen Schreinerei war anfangs nur Thomas Eisenberger eingeweiht. „Natürlich auch meine Frau Kyra. Als ich nachts um 3 Uhr aufstand, um die bunten Menschen aufzustellen, sagte sie nur: ‚Du bist doch bescheuert'“, sagt Ehlen schmunzelnd.
„Ich wollte etwas Verrücktes machen.“
Doch Ehlen ließ sich nicht beirren: „Ich wollte etwas Verrücktes machen. Etwas, mit dem niemand etwas anfangen kann, eine Aktion, die die Leute vor ein Rätsel stellt.“ Und das ist dem sympathischen 48-Jährigen auch gelungen. „Ich musste schon schmunzeln, wenn ich in den sozialen Netzwerken mitgelesen habe, wie die Leute die tollsten Theorien über die Figuren aufgestellt haben.“
Belgischer Aktionskünstler?
So wurde gemutmaßt, die Menschen seien von einem belgischen Aktionskünstler angefertigt worden. Andere vermuteten eine PR-Aktion eines lokalen Unternehmens, wiederum andere glaubten, sich an eine Figur in Kaldenkirchen zu erinnern, die Ähnlichkeiten mit den Figuren am Wegesrand hätte. „Hier war man mir schon auf der Spur“, sagt Roland Ehlen. 2004 hatte er das lustige Menschlein als Wegweiser für ein Schulungszentrum in Kaldenkirchen entworfen. „Doch als ich anfing, meiner Familie oder Freunden die Menschen mit in den Urlaub zu geben, und erste Bilder aus Wales oder von einer Kreuzfahrt durchs Netz gingen, hatten die Leute diese Theorie wieder vergessen. Es war köstlich.“
Toleranz, Freiheit und ein bisschen Anarchie
Aber warum lüftete Ehlen nun das Geheimnis um seine Figuren? „Wir kamen mit der Produktion einfach nicht mehr nach. Kürzlich hatte ich mit meinen beiden Töchtern Lynn und Sina und meinem Mitarbeiter Thomas Eisenberger in einer Nacht fast 800 bunte Menschen im Kreisgebiet aufgestellt. Am nächsten Morgen waren etliche ‚gepflückt‘ worden“, sagt Ehlen, der den „Dieben“ aber nicht böse ist. „Die bunten Menschen stehen ja im öffentlichen Raum – und das sie mitgenommen werden, zeigt ja, wie gut sie ankommen. Klar ist auch: Wir machen weiter!“
Anfangs hätten die „Männchen“ auch keinen ideologischen Hintergrund gehabt. „Sie waren wirklich nur als Gag gedacht, vielleicht noch als eine Art Experiment, um zu sehen, wie die Leute reagieren. Mittlerweile aber sehe ich das Ganze etwas anders. Für mich stehen die Figuren für Toleranz, Freiheit und ein bisschen Anarchie. Daher nenne ich sie auch nicht mehr ‚Männchen‘, sondern ‚bunte Menschen‘. Sie sind ein Symbol dafür, wie unterschiedlich wir alle sind, aber trotzdem gut miteinander auskommen, gemeinsam Spaß haben.“
Quelle: Extra-Tipp Viersen