Die Menge auf dem Remigiusplatz wird immer größer. Bürger mit Gläsern, in denen brennende Teelichter stehen, gesellen sich zu Menschen, die leuchtende Laternen in den Händen halten. Andere w tragen elektrische Grablämpchen. Mehrere junge Leute entrollen Spruchbänder: „Viersen ist und bleibt bunt“ und „Bomben schaffen keinen Frieden“ kann man lesen. Die „Bunten Menschen“ von Viersen machen die Runde.
„Ich freue mich, dass heute so viele Menschen gekommen sind, um für die Menschenrechte zu demonstrieren. Dass Menschenrechte und Solidarität in Viersen großgeschrieben werden, zeigen wir heute“, begrüßt Oliver Wasseige die Bürger, die sich allesamt zur Premiere der Aktion Friedenslicht eingefunden haben. „Ich kann mir einfach nicht länger anschauen, was in Deutschland passiert. Ich wollte ein Zeichen setzen und zeigen, dass Viersen zusammenhält“, sagt der Initiator Wasseige. Das Bündnis für gelebte Demokratie im Kreis Viersen, Pax Christi sowie die Grünen, die FDP, die SPD und die Linke aus Viersen stiegen mit ein. Gemeinsam organisierten sie am Donnerstag, dem Tag der Menschenrechte, die Aktion Friedenslicht. „Wir wollen uns für die Menschlichkeit, für Demokratie und Solidarität stark machen. Wir in Viersen wollen keine autoritären oder totalitären Verhältnisse. Braune Parolen, Extremismus und Rassismus haben bei uns keine Chance. Wir wollen gemeinsam einstehen für gegenseitigen Respekt und Wertschätzung“, betont Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller. Sie lobt die engagierten Bürger, die sich für andere einsetzen, die helfen und die auch an diesem Abend ihr Engagement zeigen. „Hilfe statt Hass“ ist auf der Laterne zu lesen, die Grünen-Landtagsabgeordnete Martina Maaßen trägt. „Die Wahrung der Menschenrechte ist das wichtigste. Respekt und Würde gegenüber jedem Menschen“, hebt Maaßen hervor. Das Bewusstsein für Demokratie müsse aufgehen, bemerkt Ruth Walter, Sprecherin vom Bündnis für gelebte Demokratie.
„Ich bin dankbar, dass es mir und meiner Familie gut geht. Ein Stück dieser Dankbarkeit möchte ich weitergeben. Heute mache ich dies mit meiner Teilnahme am Friedenslicht“, sagt Brigitte Goßmann. Schließlich setzt sich der rund 150 Personen starke Zug in Bewegung. Vorneweg tragen der 18-jährige Aron Schulz und die drei Jahre jüngere Hannah eines der großen Plakate. „Es ist einfach wichtig, ein Zeichen zu setzen und das Thema an die Öffentlichkeit zu tragen“, meint sie.
Es sei doof, wenn Leute gegen andere Leute sich seien, nur weil diese vielleicht eine andere Hautfarbe haben, bemerkt auch er zehnjährige Ben, der, ausgerüstet mit einem Teelicht, ebenfalls mitgeht. Gesichert von der Polizei geht es durch die Fußgängerzone in Richtung Gereonsplatz. Beim stillen Gang entlang der weihnachtlich beleuchteten Geschäfte folgen viele neugierige Blicke dem Zug. Passanten bleiben stehen, lesen die Plakate und so manch einer schließt sich, die Einkaufstüten in der Hand, spontan an.
Am Gereonsplatz angekommen wird es still. Wasseige hat um eine Schweigeminute gebeten. Ein jeder hängt seinen persönlichen Gedanken nach. Diese Gedanken muss aber keiner für sich behalten. Im Varieté „Freigeist“ wurde im Anschluss eingeladen, um sich auszutauschen – oder diversen Musik- und Wordbeiträgen zu lauschen.