Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 15/2016
Die Katholische Jugendarbeit will politischer werden
Bei den monatlichen Demonstrationen gegen rechts in Gladbachs Innenstadt fallen seit einiger Zeit die bunten Männchen auf. Die werden vom Team der Katholischen Jugendarbeit verteilt – als Zeichen für eine bunte Gesellschaft.
Wenn einmal im Monat Hooligans und rechte Hetzer nach Mönchengladbach kommen, um gegen Flüchtlinge zu demonstrieren, dann trifft sich auch das Bündnis „Mönchengladbach stellt sich quer“ zur Gegendemonstration. Seit einigen Wochen bekennt das Bündnis dabei zunehmend Farbe. Bunte Männchen in Grün, Rot, Blau und Gelb wippen durch die Luft und werben für eine bunte Gesellschaft. Die Katholische Jugendarbeit hat die Figuren nach Mönchengladbach geholt. Seit einiger Zeit ist sie Botschafter der Aktion „Bunte Menschen für Vielfalt, Toleranz und Freiheit“.
Jugendarbeit soll politischer werden
„Wir wollen in Zukunft politischer werden“, sagt Ingrid Beschorner, Referentin für Kirchliche Jugendarbeit im Büro der Regionaldekane für die Regionen Mönchengladbach und Heinsberg. Dabei gehe es darum, nicht mehr gegen etwas zu demonstrieren sondern für eine gute Sache. In diesem Fall also für eine bunte Gesellschaft, in der jeder seinen Platz finden kann und soll. Jugendliche für politisches Engagement zu interessieren, ist gar nicht so einfach. Auch nicht, wenn es um Fundamentalismus jeglicher Art geht. „Jugendliche sind schon politisch“, beobachtet Beschorner. „Aber sie müssen noch ein Bewusstsein bilden und dabei begleitet werden.“
Noch kein politisches Bewusstsein gebildet
Zwar lernten Jugendliche in der Schule alles über Verfolgungen in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Katholische Jugendarbeit bietet Bildungsfahrten nach Auschwitz an. Bei Exkursionen auf den Spuren der Weißen Rose in München oder zum Leben und Wirken Dietrich Bonhoeffers interessieren sich die Mädchen und Jungen zwar für die Geschichte. „Aber sie beziehen sie nicht auf sich“, sagt Berschoner. „Und die attraktiven Städte ziehen.“ Als Botschafter der Aktion Bunte Menschen will die Katholische Jugendarbeit hier einen neuen Zugang schaffen.
„Als Kirche müssen wir auch Gesicht zeigen“, meint Beschorner. Gerade dann, wenn es um gesellschaftspolitische Fragen geht wie den Umgang mit Flüchtlingen und die Integration von Migranten in die Gesellschaft. Ihren Anfang nahmen die Bunten Menschen im Frühjahr 2014 in Viersen. Schreinermeister Roland Ehlen wollte wissen, wie Menschen auf Informationen reagieren, mit denen sie nichts anfangen können: Er stellte im öffentlichen Raum die bunten Figuren auf. Das Ergebnis: Viele Menschen wollten die Figuren haben und waren bereit, dafür auch zu bezahlen. Seitdem werden die Figuren gefertigt, die Erlöse werden wohltätigen Zwecken gespendet. Inzwischen werden die Figuren in die ganze Welt mitgenommen und fotografiert. Als Zeichen für Frieden.