Schwalmtal. Die Klasse 6a der Schwalmtaler Janusz-Korczak-Realschule hat bunte Menschen für den Wettbewerb gestaltet Von Sabine Janssen
viersen Schwarz, rot, gelb! Wie sonst könnte ein Mensch kurz vor dem Halbfinale der Fußball-Europameisterschaft aussehen. Für Kai Stoffers ist die Sache sonnenklar. Seinem Menschen malt er gelbe Füße, einen roten Bauch und schwarze Arme. „Das ist für das Spiel am Donnerstag. Ich bin großer Deutschlandfan“, sagt der Zwölfjährige.
Julie Kampe und Finja Guhl verfolgen andere Designpläne. Die beiden Sechstklässlerinnen haben sich für eine filigrane Optik entschieden. Mit Bleibstift und Engelsgeduld zeichnen sie Herzchen, Kreise und Blumen auf die Körperteile. Die Füße bekommen ein Gesicht. „Sieht aus wie ein Rüsselschwein“, sagt Julie lachend. Und bunt muss der Mensch auch noch werden.
Die Männchen des Viersener Schreinermeisters Roland Ehlen haben der 6a der Janusz-Korczak-Realschule einen fröhlichen Projekttag beschert. Klassenlehrerin Nicole Giese hatte über Facebook den Aufruf „Machen Sie einen Menschen bunt“ von Roland Ehlen und der Rheinischen Post gelesen. Damit hat der „Vater“ der bunten Menschen alle großen und kleinen Künstler aufgerufen, in diesem Sommer zwei Blanko-Figuren zu gestalten. Der schönste Entwurf wird im Herbst gekürt und in großer Auflage gedruckt.
Giese hatte sich daraufhin prompt die Schablonen und Materialien für den Bunte-Menschen-Wettbewerb besorgt. Gestern Morgen ging es an die Gestaltung. Jeder der 31 Sechstklässler durfte einen Menschen nach seinem Geschmack bemalen. Außerdem verschönern die Bunten Menschen nun eine Außenwand der Schwalmtaler Realschule.
Vor Beginn der Kunstaktion hatte die Mathematik- und Biologie-Lehrerin mit den Schülern über die Geschichte und Bedeutung der bunten Menschen in Viersen gesprochen. Sie wissen jetzt, dass der Schreinermeister Roland Ehlen sie entworfen und zunächst heimlich am Straßenrand aufgestellt hat. Sie wissen auch, dass die Fans der Viersener Pappkameraden sie auf der ganzen Welt aufstellen, dass man mit ihnen Geld für einen guten Zweck sammeln kann und dass sie zum Symbol für Vielfalt, Freiheit und Toleranz geworden sind. „Wir haben die Botschaft auf die Schule übertragen: Wir akzeptieren jeden so, wie er ist und wie er aussieht“, erklärt Giese.
Viele Schüler kannten die Figuren bereits. „Ich habe sie irgendwo stehen sehen. Finde ich cool“, sagt Kai. „Die sind lustig. In Berlin gibt es auch viele“, meint Finja Guhl. Mailina Beyazbulut (12) hat mit ihrer Mutter über ihre Herkunft spekuliert, und Sophie Zauner hat sie in Gärten stehen sehen. Einfach so. Die Zwölfjährige hat sich für einen Menschen in Hippie-Hose entschieden. „Wir haben mal neben so welchen gewohnt, und eigentlich sind das nette Leute“, erzählt Sophie.
So wie die Klasse 6a haben sich einige hundert Leute bei der „Bunte Menschen GmbH“ gemeldet, die gern am „Menschen“ kreativ werden wollen. „Wir konnten uns vergangene Woche vor Anrufen nicht retten“, sagt Anke Angerhausen, die die Bunte-Menschen GmbH betreut. Mehr als 300 Anfragen gab es allein vergangene Woche.
Unter den Teilnehmern ist ein Künstleratelier aus Willich, die Lebenshilfe Kreis Viersen, eine Kunstschule aus Hilden, ein Kindergarten aus Neuss. „Es gab sogar eine Anfrage aus Lanzarote“, erzählt Angerhausen. Die Blanko-Figuren und Schablonen sind längst vergriffen. „Wir müssen jetzt nachlegen“, sagt Ehlen, der nicht mit so vielen Teilnehmern gerechnet hat.
In der Mittagszeit zieren die Menschen die Wand, und gut 30 Entwürfe der „Bunten Menschen“ liegen Nicole Giese vor. Darunter knallbunte, zart bemusterte, fröhliche, ernste, modische und eher gruselige. Der elfjährige Ben Winnertz hat ein Eskimo-Männchen gemalt. „Eigentlich sollte es nur ein Kapuzenpullover werden“, verrät der Elfjährige. Der Mensch von Christian Vitz bekommt einen Anzug mit Ziernähten, und Mailinas bunter Mensch verdreht die Augen.
„Das ist ein Smiley von What’s-App“, erklärt die Zwölfjährige. Ihr „Mensch“ ist zweifellos modisch und im Internet zu Hause: Er trägt schwarze Schuhe mit dem Nike-Logo, und auf seinem Bauch steht „LOL“, die Chat-Abkürzung für Lachen. „Null Bock“ steht auch im Bauch des Männchens. Aber das hält ein Symbol für Vielfalt und Toleranz locker aus.
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Quelle: RP